Die diese Woche veröffentlichten Finanzdokumente zeigen eine starke strategische Kluft zwischen den KI-Marktführern OpenAI und Anthropic und offenbaren zwei grundlegend unterschiedliche Wetten auf die Zukunft der Branche.
Anthropic ist auf einem vorsichtigen Weg, bis 2028 die Gewinnschwelle zu erreichen, und konzentriert sich dabei auf Unternehmenskunden, sagt das Wall Street Journal.
Im Gegensatz dazu prognostiziert OpenAI im selben Jahr einen dramatischen Betriebsverlust von 74 Milliarden US-Dollar, was auf eine risikoreiche und ausgabenintensive Strategie zur Gewinnung der KI-Rechenleistung zurückzuführen ist Rasse.
Diese Divergenz entsteht, weil die Anleger zunehmend befürchten, dass die Infrastrukturausgaben des Sektors in Höhe von mehreren Billionen Dollar eine unhaltbare Blase anheizen, was die Frage aufwirft, welcher Ansatz sich letztendlich als realisierbar erweisen wird.
Eine Geschichte von zwei Roadmaps: Rentabilität vs. „Compute is King“
Vor der Wahl zwischen Vorsicht und Aggression haben die führenden KI-Labore im Silicon Valley gegensätzliche Wege eingeschlagen. Das Wall Street Journal legt den Kontrast in einem neuen Bericht detailliert dar. Anthropic, gegründet von ehemaligen OpenAI-Forschern, verfolgt ein traditionelleres Wachstumsmodell.
Durch die Konzentration auf Unternehmenskunden, die etwa 80 % seines Umsatzes ausmachen, und den Verzicht auf die rechenintensivsten Unternehmungen wie die Videoerzeugung erwartet das Unternehmen, im Jahr 2028 die Gewinnschwelle zu erreichen.
Hinter den atemberaubenden Ausgabenzahlen verbirgt sich eine grundlegende Meinungsverschiedenheit darüber, wie ein Generationenunternehmen aufgebaut werden soll. OpenAI schlägt einen völlig anderen Kurs ein.
Der ChatGPT-Hersteller prognostiziert, dass seine Betriebsverluste im Jahr 2028 auf etwa 74 Milliarden US-Dollar ansteigen werden, etwa drei Viertel seines prognostizierten Umsatzes für dieses Jahr. Mit der Rentabilität wird frühestens 2030 gerechnet.
Seine Strategie spiegelt direkt die Philosophie von CEO Sam Altman wider, die der Sicherung eines massiven Vorsprungs bei der Rechenleistung Vorrang vor allem anderen einräumt. Wie er kürzlich auf Greg Brockman, Präsident von OpenAI, erklärte zuvor: „Ich mache mir viel mehr Sorgen darüber, dass wir an zu wenig Rechenleistung scheitern, als an zu viel.“
Der Fünfjahresplan des Unternehmens basiert auf dieser Idee und skizziert eine Strategie zur Diversifizierung des Umsatzes durch Unternehmenstools, Verbraucherhardware und E-Commerce-Partnerschaften, um schließlich die massiven Infrastrukturrechnungen zu bezahlen.
Das Billionen-Dollar-Wettrüsten: Die große Wette der großen Technologieunternehmen auf dem Spiel Infrastruktur
Die Strategie von OpenAI ist das Herzstück eines viel größeren branchenweiten Phänomens: des KI-Rechner-Wettrüstens. Mit Gesamtausgabenverpflichtungen von mittlerweile fast 1,4 Billionen US-Dollar orchestriert OpenAI ein Netz ineinandergreifender, milliardenschwerer Deals.
Zu seinem Ausbau gehören ein riesiger Cloud-Deal mit Oracle im Wert von 300 Milliarden US-Dollar für sein Stargate-Projekt, eine bahnbrechende Partnerschaft mit Nvidia für 10 Gigawatt seiner Systeme und eine endgültige Vereinbarung mit AMD für weitere 6 Gigawatt an KI-GPUs.
Rivalen sind nicht stillstehen. Auch kapitalstarke Konkurrenten wie Meta und Google stecken Hunderte von Milliarden in ihre eigene KI-Infrastruktur.
Der enorme Druck, Schritt zu halten, hat zu dem geführt, was einige Insider als „KI-Gefangenendilemma“ bezeichnen, bei dem die Angst, zurückgelassen zu werden, das Risiko überwiegt, zu viel auszugeben.
Mark Zuckerberg, CEO von Meta, räumte ein, dass viel auf dem Spiel steht, und sagte: „Wenn wir am Ende ein paar hundert Milliarden Dollar falsch ausgeben … glaube ich tatsächlich, dass das Risiko größer ist.“ auf der anderen Seite höher.“
Großinvestoren wie SoftBank befeuern diesen kapitalintensiven Kampf. Der japanische Technologieriese gab kürzlich bekannt, dass er seinen gesamten 5,83-Milliarden-Dollar-Anteil an Nvidia verkauft hat.
Er leitet dieses Kapital direkt in KI-Infrastrukturprojekte und vertieft seine Investitionen in OpenAI und das Stargate-Projekt.
Die eigenen Gewinne von SoftBank wurden durch die steigende Papierbewertung ihrer OpenAI-Bestände angekurbelt, wodurch ein zirkulärer Finanzierungskreislauf entstand, der den Ausgabenboom antreibt.
Echos of a Blase: Nervöse Investoren stellen den KI-Kaufrausch in Frage
Für Marktbeobachter weist der aktuelle KI-Investitionsrausch alarmierende historische Parallelen auf. Das schiere Ausmaß der Investitionsausgaben erinnert an vergangene Technologieblasen, die im Ruin endeten, wie etwa der Eisenbahnausbau im 19. Jahrhundert und die Telekommunikationspleite Ende der 1990er Jahre.
In diesem neueren Beispiel gaben Unternehmen über 500 Milliarden US-Dollar für die Verlegung von schätzungsweise 80 Millionen Meilen Glasfaserkabel aus, von denen bis zu 85 % ungenutzt blieben, was zu einem Marktzusammenbruch führte.
Die jüngste Volatilität deutet darauf hin, dass diese Befürchtungen anhalten halten. Ein heftiger Ausverkauf bei KI-bezogenen Aktien Anfang November vernichtete die Unternehmensbewertungen in Milliardenhöhe. Die Nvidia-Aktie, ein Indikator für den Sektor, schloss allein am 4. November mit einem Minus von fast 4 %.
SoftBank selbst wurde hart getroffen, ihre Aktien stürzten in einer einzigen Woche um fast 20 % ab, da „KI-Blasenzittern“ die globalen Märkte erschütterte. Beide Aktien haben sich seitdem teilweise erholt.
Der finanzielle Druck hat OpenAI auch politisches Kopfzerbrechen bereitet. Nachdem CFO Sarah Friar ungeschickt die Idee vorgebracht hatte, einen „bundesstaatlichen Backstop“ für die Ausgaben des Unternehmens zu benötigen, erteilte das Weiße Haus eine schnelle und öffentliche Ablehnung.
Der „KI-Zar“ des Weißen Hauses, David Sacks, ließ keinen Raum für Unklarheiten und erklärte: „Es wird keine staatliche Rettungsaktion für KI geben. In den USA gibt es mindestens fünf große Frontier-Modellunternehmen. Wenn eines scheitert, werden andere an seine Stelle treten.“
Während CEO Sam Altman lehnte es später ab, staatliche Unterstützung für die eigenen Rechenzentren von OpenAI zu beantragen. Aus einem durchgesickerten Unternehmensbrief vom Oktober ging hervor, dass das Unternehmen offiziell Bundesdarlehensgarantien für die breitere US-amerikanische KI-Industriebasis beantragt hatte.
Die Kontroverse beschädigte die Glaubwürdigkeit des Unternehmens und verstärkte die Sorge, dass seine Finanzstrategie eine Blase sei, die nur darauf wartet, zu platzen, und lässt die Branche sich fragen, welcher Weg, Vorsicht oder Aggression, die nächste Ära der KI bestimmen wird.