Das FBI versucht, die anonymen Betreiber von Archive.today zu identifizieren, einem beliebten, aber umstrittenen Webarchivierungsdienst. In einer Vorladung vom 30. Oktober wies die Behörde den kanadischen Registrar Tucows an, alle identifizierenden Daten über den Eigentümer der Website für eine strafrechtliche Untersuchung des Bundes zur Verfügung zu stellen.

Die Forderung umfasst Namen, Adressen und Zahlungsinformationen, wie im Vorladungsdokument aufgeführt. Die Betreiber der Website brachen ein Jahr lang ihr Schweigen und veröffentlichten die Vorladung auf Inhalt gegen den Willen eines Websitebesitzers.

FBI fordert vollständige Entlarvung des Archive.today-Betreibers

In einem bedeutenden Schritt gegen die Online-Anonymität haben Bundesermittler offiziell verlangt, dass der Domain-Registrar Tucows alle damit verbundenen Informationen herausgibt Kunde hinter Archive.today und seinen verschiedenen Spiegeln wie Archive.is.

Die Vorladung erfordert die Offenlegung einer umfassenden Liste personenbezogener Daten, einschließlich des Namens, der Service-und Rechnungsadressen, der Zahlungsmethoden, der Telefonaufzeichnungen und der IP-Adressen des Kunden.

In dem Dokument heißt es ausdrücklich: „DIE DURCH DIESE VORLADUNG GESUCHTEN INFORMATIONEN BEZIEHEN SICH AUF EINE BUNDESKRIMINALE ERMITTLUNG, DIE VON DER DURCHGEFÜHRT WIRD FBI.“

Subpoena archive.is

 
Tucows hat bis zum 29. November Zeit, dem nachzukommen. Die Betreiber von Archive.today schienen die Existenz der Vorladung selbst zu bestätigen. Nach einem Jahr des Schweigens auf ihrem offiziellen X-Konto veröffentlichten sie eine kryptische Nachricht, die nur das Wort „Canary“ und einen Link zum Rechtsdokument enthielt.

Dies ist ein klarer Hinweis auf einen Warrant Canary, eine Methode, mit der Dienste Benutzer indirekt über staatliche Überwachung informieren. Durch die Veröffentlichung signalisieren die Betreiber, dass sie eine rechtliche Aufforderung erhalten haben, deren direkte Diskussion ihnen möglicherweise untersagt wird.

Eine kontroverse Ecke des Internets

Archive.today ist seit 2012 tätig und hat sich eine einzigartige und umstrittene Nische in der Webarchivierung geschaffen.

Es ermöglicht jedem Benutzer, einen dauerhaften Schnappschuss von fast jeder Webseite zu erstellen. Bis 2021 konnte der Dienst bereits rund 500 Millionen Seiten einsparen. Seine Widerstandsfähigkeit ist zum Teil auf die Verwendung zahlreicher Domänenspiegel zurückzuführen, die das Herunterfahren erschweren.

Seine Bekanntheit beruht auf zwei Schlüsselaspekten. Erstens wird es häufig verwendet, um Paywalls auf Nachrichtenseiten zu umgehen, wodurch es in das gleiche rechtliche Fadenkreuz gerät wie Dienste wie 12ft.io. Zweitens respektiert Archive.today im Gegensatz zur Wayback Machine des Internet Archive ausdrücklich nicht das „robots.txt“-Protokoll, das es Websitebesitzern ermöglicht, die Archivierung zu deaktivieren.

Indem Archive.today diese Anfragen ignoriert, fungiert es als „Guerilla-Archivar“ und bewahrt Inhalte auf, die Eigentümer möglicherweise ändern oder löschen möchten. Obwohl sie von einigen Forschern gefeiert wird, stellt diese Politik sie in direkten Gegensatz zu vielen Verlegern. Diese Haltung hat dazu geführt, dass sie in mehreren Ländern, darunter Australien und Russland, blockiert wurde.

Das seit langem bestehende Rätsel, wer das Sagen hat

Spekulationen über die Betreiber der Website dauern seit Jahren an, angeheizt durch Betriebsgeheimnisse. Die Vorladung des FBI zielt direkt auf diese Anonymität ab, die für das Überleben der Website von entscheidender Bedeutung war. Frühere Untersuchungen haben widersprüchliche Hinweise darauf geliefert, wer hinter dem Dienst steckt.

Eine Analyse aus dem Jahr 2023 deutete darauf hin, dass die Betreiber in Russland ansässig sein könnten, und wies auf technische Beweise wie die Verwendung eines Botnetzes hin. Eine weitere private Untersuchung im Jahr 2024 wies dies jedoch zurück und nannte stattdessen einen Softwareentwickler in New York als wahrscheinlichen Betreiber.

Die ursprüngliche Domainregistrierung war mit einem „Denis Petrov“ in Prag verknüpft, einem Namen, der weithin als Pseudonym angesehen wird.

Der rechtliche Druck des FBI stellt die bisher größte Bedrohung für die anonyme Stiftung des Dienstes dar. Die Konfrontation verdeutlicht die wachsende Spannung zwischen Strafverfolgungsbehörden und anonymen Diensten im digitalen Ökosystem.

Zum Zeitpunkt dieses Berichts haben weder Tucows noch das FBI einen öffentlichen Kommentar abgegeben. Das Ergebnis könnte einen Präzedenzfall dafür schaffen, wie Registrare mit staatlichen Anforderungen nach Daten über Kunden in rechtlichen Grauzonen umgehen.

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